»Zahlen – Zeit – Zeichen«

– 19. Dezember 2003 Themenausstellung in der La Galleria Dorothea van der Koelen Venezia Venedig, Italien


Künstler der Ausstellung

Mohammed Kazem - Ausstellung »Zahlen – Zeit – Zeichen«
Kazem
Joseph Kosuth - Ausstellung »Zahlen – Zeit – Zeichen«
Kosuth

Lore Bert · Heinz Gappmayr · François Morellet · Vera Röhm · Reinhard Roy · Rúrí · Yuji Takeoka · Su-Mei Tse · Günther Uecker · Bernar Venet · Brigitta Weimer und Lawrence Weiner

Insgesamt vierzehn Künstlerinnen und Künstler aus acht Nationen führt die Ausstellung Zahlen – Zeit –Zeichen zusammen. Vierzehn künstlerische Positionen, die von Arbeitsansatz und Herstellungsprozesswie auch von der jeweiligen künstlerischen Tradition her sehr unterschiedliche Lösungen entwickeln, welche aber alle von einem konzeptuellen Denken durchdrungen sind. Sie versuchen den Betrachter nicht mit technischer Bravour zu beeindrucken, sondern zielen vielmehr auf eine Veränderung der Wahrnehmung, indem sie dem Betrachter Ideen vorstellen. Allein die Idee kann das Kunstwerk sein, denn »die Wahrnehmung von Ideen führt zu neuen Ideen« – so Sol Lewitt in seinen Leitsätzen zur konzeptuellen Kunst.

In der Auseinandersetzung mit dem vorgegebenen Motto entsteht ein anregendes Mit- und Gegeneinander der Werke, die Werke treten in einen Dialog. Werkauswahl und Inszenierung machen die Ausstellungzu einem faszinierenden Unternehmen, welches Zahlen – Zeit – Zeichen weniger erklären will, als dass Fragen gestellt oder Aspekte illustriert werden.

Die komplexen Begriffe der ›Zahl‹, der ›Zeit‹ und des ›Zeichens‹ sind mit einer abbildhaften Schilderung nicht zu fassen, gleichwohl bestimmen diese Phänomene jede künstlerische Äußerung, auch konventioneller Ausführung. So beinhaltet beispielsweise jedes traditionelle Kunstwerk die Zeit, die der Künstler benötigt, um das Werk zu erstellen, die Zeit, die erforderlich ist, um das Werk zu betrachten und zu begreifen, die Zeit, auf die die Darstellung sich bezieht, die Zeit, die das Werk benötigte, um vom Atelier zum Betrachter zu gelangen und letztlich die Zeit, die es selbst ist.

Die philosophische Diskussion um das Problem der Zeit basierte auf der von Platon und Aristoteles getroffenen Definition des Zeitbegriffs in enger Beziehung zur Bewegung, die sich in einem Raum realisiert. Seit der Relativitätstheorie von Einstein ist die vierte Dimension als zeitliche Dimension innerhalb der des Raumes anerkannt. Das Nachdenken über die Zeit ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Wir alle glauben zu wissen, was Zeit ist, können sie aber nur schwer oder gar nicht erklären.

Seit dem Mittelalter haben sich auch die bildenden Künstler immer wieder mit der Darstellung des Phänomens Zeit in symbolischer und allegorischer Formbefasst, eine Fragestellung die seit Beginn dieses Jahrhunderts und in besonderem Maße seit Anfang der 60er Jahre unter anderen Vorzeichen weiter in den Vordergrund rückte. Dabei wurden und werden – wie diese Ausstellung eindrucksvoll vorführt – unterschiedlichste Zeitphänomene wie etwa Realzeit, Lebenszeit, lineare und zyklische Zeit, messbare Zeit und subjektives Zeitempfinden auf verschiedenste Art visualisiert und damit sinnlich und ästhetisch erfahrbar gemacht. Es wird deutlich, dass die Zeit eine der wichtigsten Dimensionen für das Verstehen zeitgenössischer Kunst ist.

Publikation zur Ausstellung

Zahlen – Zeit – Zeichen

Zahlen – Zeit – Zeichen Numbers – Time – Signs

2003

 

Dr.  Dorothea  van der Koelen

La Galleria