»Attached Beside Beyond Architecture«

– 25. November 2018 Themenausstellung in der La Galleria Dorothea van der Koelen Venezia Venedig, Italien


Künstler der Ausstellung

Mohammed Kazem - Ausstellung »Attached Beside Beyond Architecture«
Kazem
Wulf Kirschner - Ausstellung »Attached Beside Beyond Architecture«
Kirschner
Arne Quinze - Ausstellung »Attached Beside Beyond Architecture«
Quinze

Lore Bert · Daniel Buren · Wulf Kirschner · Vera Röhm · Turi Simeti · Günther Uecker · Martin Willing

Hier wird die Verbindung zwischen Kunst und Architektur aufgegriffen. Der Titel kontextualisiert die möglichen Beziehungen, die die schönen Künste miteinander eingehen können: Wenn sie nicht unabhängig von einander auftreten – beide stehen für sich selbst – ergänzen sie sich, erweitern sich und schließen sich zu einem Ganzen zusammen, indem sie eine Symbiose miteinander eingehen. Kunst findet man unmittelbar an, in und um Architekturen. Diese wiederum geben der Kunst nicht nur einen schönen Raum, sondern auch einen Geltungsbereich, wodurch sich die Kunst entfalten kann.

In der Ausstellung präsentieren sich berühmte Biennale-Künstler, deren Kunstwerke das Potenzial besitzen, spannende Verbindungen mit Architektur und dem damit verbundenen Raum eingehen zu können.

Der weltberühmte französische Streifenkünstler und vielfache Biennale- und Documenta-Teilnehmer Daniel Buren, der 2007 mit dem ›Praemium Imperiale‹ ausgezeichnet wurde und 2016 zur Neueröffnung der ›Fondation Louis Vuitton in Paris‹ das segelartige Dach des Gehry-Baus mit leuchtenden Farbflächen überzog, zeigt in La Galleria zwei seiner aus jeweils 16 Holztafeln bestehenden Werke Encore des Carrés, die mit seinen charakteristischen 8,7 cm breiten, weißen Streifen versehen sind.

Der italienische Beitrag in der Ausstellung stammt von Turi Simeti, einem Mitglied der ›Gruppo n‹ – der italienischen Fraktion der Zero-Leute, die sich damals in Mailand um Lucio Fontana rankten und zu der auch Piero Manzoni und Enrico Castellani etc. gehörten. Turi Simeti gilt als direkter Repräsentant jener Bildwerke, die unter dem Begriff ›Concetti Spaziali‹ in die Kunstgeschichte eingegangen sind. Seine monochromen Arbeiten haben minimalistische und klare Formen und zeigen verschiedenste Variationen seiner weltberühmten ›Ovali‹. Anfang des Jahres hat die Galerie in Mainz eine beeindruckende Einzelausstellung gezeigt.

Neben ›Papier‹ ist ›Raum‹ der wichtigste Begriff um das Werk der international renommierten Künstlerin Lore Bert zu charakterisieren. Eigentlich sind alle Arbeiten von ihr irgendwie 3-dimensional. Dies gilt für ihre außergewöhnlichen Bildobjekte, ebenso wie für ihre Environments und sogar für ihre Collagen. Nach ihrem überwältigenden Erfolg bei ihrer Teilnahme an der 55. Kunst-Biennale in Venedig 2013 präsentiert die Galerie neuste Kompositionen von Lore Bert in einer edlen Kombination aus weißem und schwarzen Japanpapier und echtem Blattgold sowie eine Reihe, kleinformatiger Aquarelle.

Der Künstler Mohammed Kazem aus Dubai, der auf der Biennale 2013 den Länderpavillon der Vereinigten Arabischen Emirate gestaltete und als neuer Shooting Star der UAE gilt, zeigt in Venedig sein Werk Keyboard aus dem Jahr 2015. Die Arbeit besteht aus einer Aluminiumplatte, auf der in fünf Reihen seriell Schlüsselhaken aus Edelstahl angebracht sind. Die Schlüssel selbst sind lediglich aufgemalt, wodurch dem ›Schlüsselbrett‹ jegliche Funktion entzogen wird. Für Kazem typisch, verweist auch diese Werkgruppe darauf, dass Kunst genau dort beginnt, wo Funktion endet.

Schon früh experimentierte Martin Willing mit Schwerkraft, Magnetismus, elektrischem Strom und Gleichgewicht und bildete dadurch eine Grundlage für seine späteren Arbeiten, die vielfach auf physikalischen Gesetzen basieren. Seine Gravitations­spiele in Titan und Aluminium haben nicht selten ein berührende, bisweilen sogar eine humorvolle Komponente. Die „gegenstandslosen“ Figuren aus Metall „reagieren“; das macht sie so besonders, denn auf diese Weise treten sie in Dialog zum jeweiligen Betrachter.

Der Belgier Arne Quinze, der vor allem durch seine großformatigen Straßen-, Brücken- und Platzübergreifenden Environments bekannt geworden ist, präsentiert in der Ausstellung eine seiner in magisch anziehendem leuchtenden Rot gehaltenen ChaosLife-Objekte, diesmal in der Form eines Tondos. Zahllose kleine rot gefärbte Holzstückchen sind zu einem drei­dimensionalen Gebilde zusammengefügt, das eine wellenartige Bewegung suggeriert. Wenn die Welt sich im Wirbel eines Chaos befindet, muss man neue Ordnungen und Strukturen entwickeln, um überlebensfähig zu sein. Der Spiegel auf der Rückseite des Raumgebildes bezieht den Betrachter unmittelbar mit ein in das Bildgeschehen; dieser wird zum Teil des Werkes, das Spiegelbild zum Selbstporträt des Betrachters.

Bei den Ergänzungen von Vera Röhm handelt es sich um Skulpturen, bei denen Natur und Kunst eine symbiotische Beziehung eingehen – sie leben von der Wahrnehmung und dem Licht, welches sie umgibt, dem Betrachter, der sie umrundet, um immer neue Ansichten zu entdecken. Das Holz ist verletzt, zerbrochen; das Plexiglas ‘heilt’ den Bruch, ergänzt das Fragment wieder zu einem vollständigen Ganzen. Die Luftblasen, die bei der ‘Fusion’ entstehen, nehmen das Licht auf, spiegeln es wieder und erzeugen so eine Welt der Augenblicke voller Wunder und Überraschungen. Ein faszinierendes Wechselspiel zwischen Form und Raum, zwischen Realität und Fantasie entsteht.

Der deutsche Bildhauer Wulf Kirschner wurde im vergangenen Jahr mit einer Einzelausstellung in der CADORO zu seinem 70. Geburtstag gefeiert. Unter Verwendung unterschiedlichster Bleche und Elektroden, die er zeilenweise darauf schweißt, gelingt es dem deutschen Bildhauer seinen Reliefs eine poetische Farbigkeit und malerische Struktur zukommen zu lassen. Wulf Kirschner hat sich der Unendlichkeit der Linie verschrieben, sie ist sein skulpturales Gestaltungselement.

Günther Uecker zählt zu den international hochgeachteten deutschen Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ende der 50er Jahre entwickelte er im Umkreis der deutschen Zero-Gruppe seine Nagelstrukturen, für die er heute weltbekannt ist. Die erste Begegnung zwischen Dr. Dorothea van der Koelen und Günther Uecker ereignete sich im Jahr 1983. So entstanden über drei Jahrezente lang in enger Zusammenrbeit insgesamt 99 Editionen, darunter auch 41 Prägedrucke. Gezeigt werden in La Galleria verschiedene mittel- und großformatige Prägedrucke sowie das bibliophile Buch Uecker Graphein.

Dr.  Dorothea  van der Koelen

La Galleria